21. Dezember 2020
Nun wird es ernst… Hallo in die Runde! Nein, mein Adventskalendertag beinhaltet nicht die zeitliche Nähe zum heiligen Abend wenn ich mit diesem Ausspruch beginne. Hier wird es ernst, denn ein Neuanfang steht ins Haus oder besser gesagt, wer wird außerhalb stattfinden.
Als ich am Sonntag nach dem Mittag mit meinem Ältesten am Tisch saß, meinte er – nun ist es bald wirklich soweit. Nach 37 Jahren 😏 bist du bald ganz allein. Öhm… na ja, so ist es nicht gemeint. Anlass für seine Bemerkung war, dass der letzte B. im Haus am Morgen weiter damit beschäftigt war, Kartons zu packen. Auf einmal waren der Schrank und die Regale leer und anschließend fing er an, das Multimediasammelsurium im Wohnzimmer abzubauen und Meterweise Kabel zu sortieren. PS4 und die Wii stehen jetzt nicht mehr rum. Aber der entstandene Platz an den angestammten Stellen zeigten an – es wird jetzt tatsächlich so weit sein, dass alle Söhne erwachsen und selbstständig sind. B bekommt am 23. den Schlüssel für seine erste eigene Wohnung und ab 1.2.2021 ist er mit dem Studium voraussichtlich fertig und „in Arbeit“. Ich weiß nicht sicher, wann er dann sein Bett hier ab- und in „seiner“ Wohnung aufbauen wird, aber Silvester will er schon da verbringen.
Ich freue mich über und natürlich auch mit ihm. Bei meinem Start ins selbstständige Leben war ich 7 Jahre jünger, wobei die Lehrzeit und die Internatsunterbringung schon auch mit „Fachpersonal“, also Erziehern begleitet war. Erst als wir 18 waren, konnten wir wirklich mehr Freiheiten genießen. Dennoch habe ich mit 16 über 350 km entfernt von meinen Eltern – und das ganz ohne Handy, Whatsapp oder ähnlichem – gelebt und musste lernen, Entscheidungen und alltägliche Routinen zu treffen und zu finden. Wir hatten zwar eine gemeinsame Kantine und mussten uns gar nicht um Essen kümmern, aber wann man bspw. Kleidung wäscht, die Zimmer sauber hält, wie Geld einteilt, wann zum Arzt geht und vieles mehr, das war neu und ein Lernprozess.
Mein B weiß das alles und er hat sich in den letzten Jahren nicht im Hotel Mama aufgehalten. Ich hatte mehr das Gefühl, dass wir eine WG hatten zwischen Erwachsenen. Ein Jahr war er schon einmal weg und da er in Aachen dann den Wunschstudienplatz bekam, war es eine sinnvolle Entscheidung, diese Studienzeit nicht mit Wohnungssuche oder Finanzierung zu erschweren. Tja und nun… aber das schrieb ich ja schon, nun ist der Zeitraum in dem ich meine aktive Mamazeit nach 37 Jahren beende. Tschakka, ich hab´s geschafft! 💃
Wenn ich daran zurück denke, wie ich mir früher einmal mein Leben gewünscht hätte, waren es immer die vielen Kinder, die ich haben wollte. Acht an der Zahl war lange ein erklärtes Ziel. Vier Söhne sind es geworden und ich glaube, sie sind Alle ganz gut in ihrem Leben angekommen. Zugemutet habe ich ihnen manche Veränderung, aber sie haben dadurch auch gelernt, dass es immer einen Weg gibt, wenn man ihn sucht. Wichtig ist mir, dass sie sich respektieren, auch wenn sie mitunter Konflikte durch ganz unterschiedliche Standpunkte zu Sachthemen haben. Man darf sich bei uns auch mal richtig fetzen und „deutliche Worte“ sagen, die dann durchaus in geschriebener Form ein *piep* als Zensur erhalten würden. Aber bei allen möglichen Konflikten ist es mir ganz wichtig, dass die versuchen sich zuzuhören und die Beziehungsebene nicht zu verlassen. Denn wenn Einer von ihnen Hilfe braucht, sind wir alle da. Das ist jetzt auch klare Absicht beim Aus- bzw. Einzug. Ob B. Hilfe braucht, wird er uns mitteilen.
Meine Jungs brauchen mich nicht mehr, aber ich hoffe und denke auch, sie wollen mich weiterhin in ihrem Leben teilhaben lassen.
Und während ich das schreibe, schweifen meine Gedanken dann doch noch einmal in die Vergangenheit ab. Wenn ein Kind geboren wird, explodieren die Emotionen und eine neue Zeitrechnung beginnt. Tag Null für die Mutter, den Vater und das Kind. Jeder Tag, der vergeht wird sein/ihr Leben verändern. Wir Eltern haben Vorstellungen und Hoffnungen wie sich das Leben für das Kind entwickeln wird. Man will es beschützen und begleiten und eines Tages muss man es los lassen. Beim Vierten ist das leicht, aber es ist damit nun auch wirklich das letzte Mal.
Nicht nur für ihn beginnt damit eine neue Zeit, sondern auch für mich. Ganz ehrlich, ich freue mich darauf, weil ich ja – das schrieb ich schon – nicht einsam bin, auch wenn ich alleine lebe. Eine „Regel“ gibt es bei mir: Sonntags ist offenes Haus. Man muss nicht eingeladen werden, sondern kann kommen wollen zum essen, wenn es zeitlich passt und gewollt ist. Deshalb sitzt Marc so wie heute oft Sonntags mit mir am Tisch und ich hoffe, B kommt in Zukunft auch gelegentlich dazu.
Sodele, nun versuche ich noch einen Schwenker zum Adventsgefühl hinzubekommen. Nachdem der gestrige Tag online war, hat die Stadt Aachen das Video für den 4. Advent veröffentlicht. Ich habe den Link schon im Forum veröffentlicht, aber nicht hier.
Das Video ist so wunderbar, dass es mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Ich möchte es hier noch zeigen und die Botschaften, die darin enthalten sind, ganz besonders auch auf das Zusammenleben in Familien beziehen. Zusammen sein kann man auch dann, wenn man nicht mehr räumlich zusammen ist. Respekt voreinander, Zuwendung und Zeit füreinander sind wichtig, dass man aus der Ursprungsfamilie die Kraft und Liebe weiterhin bekommen kann, die es jedem Familienmitglied ermöglicht, Gelegenheit zum Leben und Träumen zu haben. Meine Mutti sagt in einem solchen Zusammenhang immer: Man muss sein Haus bestellen. Das hat ein bisschen sinnbildlich mit der Arbeit auf dem Acker zu tun. Aber wenn die Saat nicht gepflegt, gegossen, gejätet und gedüngt wird, ist die Ernte in Gefahr.
In der Adventszeit, so kurz bevor es wirklich terminlich ernst wird, ist vielleicht Zeit zu schauen, ob das eigene „Haus“ in einem solchen Zustand ist wie man sich das früher mal gewünscht hatte.
Wenn nicht – dann wären jetzt noch 3 Tage Zeit für eine Änderung?
Herzliche Grüße bis morgen!
Eure Anne