19. Dezember 2020
Hallo in die Runde, ich freue mich bei Dir/euch das Interesse wieder geweckt zu haben, den Kalendertag zu lesen. Nachdem die letzten Tage doch eher sehr wortreich waren, könnte es heute etwas kürzer ausfallen. Meist weiß ich das aber nicht am Anfang des Schreibens. Es gibt aber ein Thema, das ich heute ein bisschen weiter führen möchte, ohne das es zu intensiv – quasi „breitgelatscht“ wird.
Was ist denn normal? Gestern habe ich über die von uns so bezeichnete Normalschicht geschrieben. Normal ist ein Begriff, den wir sehr oft benutzen. Hier in Aachen habe ich es ab und an erlebt, dass mit dem Brustton der Entrüstung der Ausspruch: „Das ist doch nicht NORMAL!!!“ davon künden sollte, dass ein Verhalten oder eine Entwicklung nicht gut geheißen wurde. Ja, dem stimmte ich in der Situation innerlich ab und an zu – aber ich stelle mir immer die Frage, was ist denn dabei das Normale? Gibt es überhaupt im menschlichen Verhalten DIE Norm so wie die DIN bei technischen oder sonstigen geregelten und festgeschriebenen Normen? Es gibt einen gesellschaftlichen Rahmen, an dem wir uns orientieren. Grundwerte, einen Verhaltenskodex, der durch Erziehung, Prägung und Umfeld beeinflusst wurde sind ein Korridor in dem menschliches Verhalten als normal verstanden wird und akzeptiert ist. Aber dieser Rahmen ist nicht starr und in der Regel auch nicht wirklich eng gesetzt. Die Individualität, die jeder Mensch hat kann sich darin ausbreiten und damit eine eigene Normalität entwickeln. Die Toleranz, die wir auch erlernen ist wichtig, damit in dem gesellschaftlichen Miteinander jeder Mensch seinen Weg und Raum finden kann. Sie muss man geben und sie darf man einfordern. Verhalten sich Menschen nicht in diesem Rahmen, gibt es Grenzen bei denen dann auch das Gesetz eine Rolle spielt, dass dann durchaus wie eine DIN Norm interpretiert werden kann. Aber das bewerten dann die Menschen, die sich mit Recht und Gesetz auskennen sollten und diese Fälle meine ich bei meinen Überlegungen der allgemeineren Art nicht.
Ich habe immer eine kritische Haltung in mir, wenn es um eine Forderung nach Normalität gibt, die nur und ausschließlich die erklärte Normalität des Fordernden erfasst. In meinem Umfeld gibt es einen Menschen, der gern Sätze mit: Normalerweise… beginnt. Meine Antwort ist gar nicht selten: Die gibt es so aber nicht generell… Es gibt Deine, meine, seine – eine – aber nicht DIE EINE Normalität.
Dass 2020 kein normales Jahr ist, darüber gibt es einen allgemeinen Konsens. Aber, es gab so viele Jahre, die es auch nicht waren. Je nachdem für einzelne Menschen, Familien, Regionen, Staaten kann man das immer wieder feststellen. Geburten, Krankheiten, Todesfälle, Umzüge, Jobwechsel, Eheschließungen, Scheidungen, Erfüllung von Lebensträumen, die Wiedervereinigung – es gibt Vieles, was die ganz individuell erlebten Jahre voneinander unterscheidet und auch da keine Standardjahre von der Geburt bis zum Tod aneinander reiht. 2020 sind wir kollektiver betroffen von Einschränkungen und deshalb gibt es eher eine Übereinstimmung und auch eine Art der Entrüstung, dass dieses Jahr nicht normal ist.
Darüber denke ich oft nach und vielleicht kann ich diese möglichen Gedanken heute bei euch anstoßen. Wer „nur“ hier bei den Adventschneiderinnen.de lesen kommt, sollte wissen, dass es bei einzelnen Tagesthemen aus dem Adventskalender hier im Forum weiterführende Diskussionen dazu gab/gibt. Sie kann man lesen, wenn man angemeldetes Mitglied der Community ist.
Zu meiner ganz persönlichen Normalität und besonders zu meinem Wohlbefinden gehört immer Samstags die Steffi Neu Show bei WDR 2. Ich habe noch nie eine Radiomoderatorin (auch keinen Moderator) erlebt, der so spontan herzlich und viel lacht wie sie. Als ich sie das erste Mal im Fernsehen sah, war ich ganz überrascht. Ich hatte sie mir optisch ganz anders vorgestellt. Sie ist einfach eine super Moderatorin – so echt und authentisch. Ohne sie ist mein Samstag nicht normal 😊😉. Sie hat oft spannende, manchmal verrückte Themen und die Kommunikation mit den Hörern*innen ist super. Ein Projekt ist daraus ganz neu entstanden, das ich zeigen möchte und mit dem ich uns/euch einen schönen Samstag wünsche mit vielleicht Zeit fürs Radio [Achtung Werbung] von 9 – 14 Uhr. Dank Steffi Neu hat der Tag dann heute neben aller philosophischer Betrachtung doch auch ein bisschen Adventsstimmung.
Ich mag sie sehr und freue mich über den Song. Es ist toll, das so Viele mitgemacht haben.
Bis morgen dann zur 4. Kerze habe ich wieder ein neues Thema parat.
Bleibt gesund!
Alles Liebe – eure Anne
Spruch des Tages
Der einzelne kann sich vervollkommnen. Aber die Menschheit als ganzes wird weder besser noch schlechter.
Denis Diderot